Römische Villa und Töpferwerkstatt (figlina) aus Loron
Archäologischer Fundort Loron in Santa Marina
Die antike Villa mit Töpferwerkstatt ist ein einzigartiges Beispiel auf dem gesamten Gebiet des einstigen Römischen Kaiserreichs
Das Kap zwischen den Buchten Valelunga und Santa Marina haben die Einheimischen seit jeher Loron genannt. Im Mittelalter befand es sich im Besitz des Bischofs von Poreč, der es bewaldete. Die einheimischen haben die Steine ausgegraben und in den Kalkwerken Kalk hergestellt, und in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ein großer Olivengarten angepflanzt.
Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte Pietro Kandler, ein italienischer Historiker und Archäologe (1804 - 1872), dass die Ruinen des antiken Mauerwerks, die man an der Küste sehen konnte, zu einer antiken figlina gehörten, einer Töpferwerkstatt zur Herstellung von Amphoren. Aber die ersten archäologischen Ausgrabungen wurden erst im Jahre 1994 durchgeführt. Seit damals belichten kroatische, französische, italienische und andere Archäologen, von Jahr zu Jahr, kontinuierlich das große archäologische Erbe, unter den bedeutendsten in Kroatien.
Die archäologische Fundstelle, heute bekannt als Loron, bilden zwei großen Komplexe aus der römischen Ära. Etwa 400 Meter voneinander entfernt waren sie in der antiken Ära durch Wege und Arkaden verbunden. Am Südhang, in Richtung Červar, befindet sich figlina - eine Anlage zur Herstellung von Ölamphoren. Auf der Westseite, die auf Santa Marina blickt, befindet sich eine maritime Villa. Die beiden wurden zur gleichen Zeit, um das Jahr 10 n. Chr. errichtet und das haben sie dem Willen von Sisenna Statilius Taurus, einem berühmten Namen des antiken Roms zu verdanken. Sisenna Statilius Taurus hatte den Rang eines Senators, übte aber auch das Amt eines Konsuls aus. Sein Vater galt, neben Octavian Augustus, als der dritte Mann des Imperiums.
Die Villa mit dem dazugehörigen Figlin befand sich im Herzen eines großen Landbesitzes, der einen großen Raum des heutigen Gebiets der Gemeinde Tar-Vabriga Torre-Abrega einnahm. Nach Sisenna Statilius Taurus ging das Eigentum an andere hohe Beamten über. Zu den berühmtesten gehört sicherlich Calvia Crsipinilla, eine Frau, die mit Kaiser Nero intim war.
Zur Zeit der flavischen Dynastie wurde der Besitz im kaiserlichen Eigentum und blieb es zumindest bis Kaiser Hadrian. Dieses Landgut wurde hauptsächlich für die Förderung von Öl geschaffen, welches entlang des Flusses Po in das Gebiet des heutigen Österreichs und in die pannonische Region exportiert wurde. Das in Loron hergestellte istrische Öl hatte daher einen großen Markt. Neben der Ölproduktion mangelte es auch nicht an der Weinproduktion und der Verarbeitung von Meeresfrüchten.
Figlina ist eigentlich ein großer Komplex (170 x 90 m), der durch eine Zufahrtsrampe in zwei Module geteilt ist. Das westliche Modul diente als Handwerkerwohnung, es verfügte über ein kleines Badezimmer und ein paar Toiletten. Die eigentliche Fabrik, die das östliche Modul einnimmt, war um einen großen Innenhof herumangeordnet, in dem sich eine Badewanne befand und die Räume am Meer dienten als Lager. Da gab es große Hallen zum Trocknen von Amphoren und Verarbeitungsräume, in denen Handwerker Amphoren herstellten.
Das Herzstück der Fabrik war ein Raum mit großen Öfen, in denen Amphoren gebrannt wurden. Die Amphoren wurden mit dem Namen des Fabrikbesitzers gestempelt. So lassen sich die Namen der Besitzer von Sisenna bis zu Kaiser Hadrian zurückverfolgen. Die Produktion von Amphoren wurde auch später fortgesetzt, jedoch ohne Stempel, und dauerte bis zum Ende des 3. Jahrhunderts. Aus archäologischer Sicht weist die Anlage einen gut sichtbaren Gesamtgrundriss auf und die Behandlung der Wände ist hochwertig. Das, was diese Lokalität noch wichtiger macht, sind die Überreste eines außergewöhnlich gut erhaltenen Amphorenofens.
Die Maritime Villa ist eine große Residenz (130 x 60 m) mit einer Terrasse, die sanft zum Meer hinabfällt. Sie verfügte über eine große, gut erhaltene, Zisterne. Im Grundriss erkennt man: quadratische Räume, die als Büros in der Landgutsverwaltung dienten, eine große Ölmühle mit zwei Pressen, eine monumentale Treppe, die in den Innenhof der Villa führte. Die Wohnräume hatten Blick aufs Meer, mit einer großen repräsentativen Halle und einem Swimmingpool. Die Zisterne, die Ölmühle und das Treppenhaus sind vor Ort zu besichtigen und zeichnen sich durch ihren Erhaltungsgrad aus.
Die Villa diente als Wohnsitz für die Verwalter von Sisennas Landgut und danach auch für die Kaiser. Es ist eine sehr wichtige Villa, da es der einzige Fall ist, dass innerhalb desselben Grundstücks eine Villa mit einem Figlin-Projekt gebaut wurde. Dies, was die beiden Komplexe besonders macht, ist eigentlich die Einzigartigkeit des Projekts, welches von hochkarätigen Architekten im Auftrag von Sisenna Statilius Taurus durchgeführt wurde.
Auf dem Territorium des gesamten Römischen Reiches ist Figlini aus Loron vorerst unübertroffen.